Ein Steinbeil in Fischeln

Ein Steinbeil in Fischeln

Schon vor fünftausend Jahren lebten Menschen in Fischeln. Ihre Werkzeuge erzählen uns ihre Geschichte und geben uns Rätsel auf; beflügeln unsere Fantasie.

Im Acker am Rande des Fischelner Niederbruchs, südlich der Straße Langen Donk fand eine Familie vom Langen Donk einen eigenartig geformten Stein. Er sieht ziemlich glatt geschliffen aus. Hatte hier vor Urzeiten der Rhein sein Bett? Aber warum ist nur ein Stein so besonders geformt?
Der Stein ist ein Maas-Flint. Flint ist ein harter Stein. Er wird auch Stahl der Steinzeit genannt. Und es ist ein Feuerstein. Derartige Steine sind aus dem Kalkgestein im Gebiet der Maas bekannt. Sie sind häufig gewölbt und daher werden sie auch Maasei-Flint genannt.

Aber unser Stein hat eine besondere Form, es ist kein Ei. Was hat es damit auf sich?
Mit dem Stein wurde dem Bürgerverein ein erläuternder Text zur Verfügung gestellt. Wer ihn verfasst hat, wissen wir nicht. Aber der Text sagt uns, dass es sich um ein Beil aus grauem Maasflint handelt. Nun ja, grau passt auch zu Kalkgestein. Aber der Stein ist eher dunkelbraun. Lesen wir also weiter.
Das Beil zeigt außen eine braune Moorpatina, die auf Lagerung in feuchtem, eisenhaltigen Boden hinweist (scheint im Niederbruch doch schlüssig, oder?). Die Schneide ist durch den Pflug modern beschädigt (aha, daher die kalkgrauen Stellen im Stein). Dies zeigt auch eine seitlich verlaufende Spur von Eisenabrieb. Fundort und Moorpatina lassen vermuten, dass das Beil mit einem alten Weg durch die feuchte Niederung von der Krefelder Platte zur Niederterasse in Verbindung steht. Weiter heißt es in dem Text, dass die meisten in ähnlicher Lage gefundenen Beile absichtlich niedergelegt worden zu sein scheinen (Wegeopfer?). Möglich sei im Einzelfall auch ein Verlust bei der Herrichtung von hölzernen Wegebelägen.

Und schon blüht unsere Phantasie auf. Waren da heidnische Gruppen auf dem Weg unterwegs und haben ihre Steinbeile geopfert, um auf dem Weg durch das feuchte, moorige Niederbruch vor Dämonen geschützt zu sein? Oder war es eine Gruppe, die mit Holz befestigte Wege durch das Moor bauten, so wie es sie z.B. im Hohen Venn in Belgien

für die Wanderer noch heute gibt? Und bei den Arbeiten hat einer sein wertvolles Beil verloren?

Aber wann soll das gewesen sein? Waren es vielleicht Römer, die eine Straße von Gelduba (Gellep) nach Tongeren gebaut hatten und dabei den Weg im Niederbruch mit Holz befestigten? Dass es so eine Straße gab ist belegt.

Lesen wir weiter im Text zum Steinbeil. Dort heißt es zum Schluss, dass dieser vor allem in Westeuropa verbreitete Beiltyp wohl überwiegend ins 3. Jahrtausend vor Chr. datiert wird und sich in verschiedenen Kulturen findet. Am Niederrhein könnte er mit der Michelsberger Kultur in Verbindung stehen, so der Text. Und weiter: Normalerweise wurde der Feuerstein für diesen Beiltyp im Kalkgestein des Maasgebietes abgebaut – bekannt sind die Gruben von Rijkholt – und dann in Form von geschlagenen Rohlingen verhandelt. Das Schleifen besorgte wohl jeweils der spätere Abnehmer und Nutzer.

Soweit der Text zum Steinbeil aus dem Fischelner Bruch. Er sagt uns, dass schon ungefähr 3000 Jahre vor Christi Geburt, in der Steinzeit, Menschen in Fischeln unterwegs waren, ja vielleicht hier seßhaft waren. Die Erkenntnis haben wir, weil sich gelernte Archäologen und neugierige Mitmenschen mit unserer Geschichte befassen, forschen und aus Zusammenhängen ihre Erkenntnis gewinnen, festigen aber auch korrigieren müssen. Dazu gehören auch Zufallsfunde wie dieser eigenartige Stein, die uns Rätsel aufgeben, unsere Phantasie beflügeln. Und Archäologen helfen uns bei der Auflösung des Rätsels. Aber sie können auch dazu führen, bisher als gesicherte Erkenntnis Vermutetes in Frage zu stellen und Geschichte neu zu schreiben.

Es verändert nicht unmittelbar unser heutiges Leben. Aber es zeigt uns auf, wo wir herkommen und dass wir mit unserem heutigen Tun die Zukunft gestalten können, solange wir unsere Erkenntnisse an unsere Nachfahren weitergeben. So haben auch Archive ihre Berechtigung und bergen spannende Geheimnisse und Geschichten.

Sollten Sie mehr über das Beil wissen - wir sind neugierig, schreiben Sie uns. Haben Sie Dokumente, so teilen Sie uns dies gerne mit. Wir sind auch dankbar für Fotos und Erläuterungen. Sie helfen uns mit Ihren Angaben, auch unsere jüngere Geschichte fortzuschreiben und zu bewahren.

Wie heißt es so schön - für sachdienliche Hinweise wenden Sie sich an Ihren Bürgerverein Krefeld.

Literaturhinweise:

1. Die Heimat spricht zu Dir, Monatsbeilage des Remscheider General-Anzeigers, Nr. 1/49
2. Was ist Flint oder Feuerstein? aus http/www.museum-albersdorf.de/flintfossil/wasflint.html
3. Mesolithische Fundstelle? Maaseier, sie https.//www.sucherforum.de/smf/index.php?topic=21521.15;wap2
4. Erläuternder Test zum Steinbeil aus Fischeln im Archiv des Bürgerverein-Krefeld Fischeln e.V.,
Autor und Quelle nicht bekannt
5. Christoph Reichmann, Archäologie in Krefeld, ISBN 978-3-89972-302-1, Seite 32ff.