Fluglärm: Umweg über Krefeld bleibt

Veränderung der Route


Fluglärm: Umweg über Krefeld bleibt
Der CDU-Politiker für Krefeld im EU-Parlament, Karl-Heinz Florenz, drängt auf eine Veränderung der Flugroute Modru ab Flughafen Düsseldorf über Krefeld. Die Deutsche Flugsicherung räumt dem Vorstoß nur wenig Chancen ein. Auch über 2013 hinaus werden Krefelder im Süden und Westen der Stadt mit dem Lärm von Flugzeugen leben müssen, die aus Richtung Flughafen Düsseldorf kommen.

Wegen zeitlicher Verzögerungen beim Ziel eines einheitlichen europäischen Luftraums ist eine Verschiebung der Flugroute Modru 5 T, die Krefeld eigentlich schon Ende vergangenen Jahres entlasten sollte, nicht in Aussicht. Dies hat der CDU-EU-Abgeordnete für den Niederrhein, Karl-Heinz Florenz, nach einer Anfrage bei Europäischen Kommission mitgeteilt. Bürgerinitiativen im Krefelder Westen, Meerbusch und Tönisvorst kämpfen für eine Verlegung der Route. Seit Jahren sind die Stadt Krefeld sowie andere Städte im Umkreis von Fluglärm betroffen, der durch die am Flughafen Düsseldorf geflogene Umwegroute Modru 5 T entsteht. Hintergrund: Flugzeuge, die aus Deutschland kommen, müssen beim Punkt Modru, wenn sie belgischen Luftraum erreichen, eine Höhe von 8 600 Meter haben. Zur Erreichung dieser Höhe müssen sie in Deutschland einen Umweg von 60 Kilometern fliegen - nach dem Start des Flugzeugs am Düsseldorfer Airport zunächst geradeaus, vor dem Bundesautobahn-Kreuz Kaarst in einer Rechtskurve nach Nordwesten, zwischen Osterath und Willich über die Edelstahlwerke Krefeld und den Ostrand von St .Tönis, dann in einer Linkskurve nördlich um Kempen herum in südwestliche Richtung zum Wegepunkt Modru bei Heinsberg. Dies sorgt nicht nur für Lärmbelastung, sondern setzt zusätzliches CO2 frei und schädigt das Klima, argumentiert Dietrich Aeuer von der Tönisvorster Initiative gegen Fluglärm.

Beim Thema Fluglärm muss Fischeln zusammenstehen
von Benedikt Lichtenberg
(Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Fischeln und Mitglied des Rates der Stadt Krefeld)

Die Düsseldorfer Flughafengesellschaft gibt sich einige Mühe, ihren Kritikern den Wind aus den Tragflächen zu nehmen. Das zumindest muss man zugestehen, und dafür gebührt den Betreibern auch ehrlich empfundene Anerkennung.

Immerhin setzt man sich mit Kritikern sachlich auseinander – selbstverständlich ist das nicht. Die Fakten, wie sie der Flughafen schildert, sind dabei die Folgenden:
Die Fluglärmbelastung ist in den vergangenen Jahren eher zurückgegangen als angewachsen. Nach 228.000 Bewegungen im Jahre 2008 befindet sich der Airport Düsseldorf seither im Sinkflug. Allein zwischen 2012 und 2013 hat sich sie Zahl der Starts um mehr als sieben Prozent verringert. Zudem spielt den Anwohnern in die Hände, dass heute deutlich leisere Maschinen auf dem Markt sind, während ältere und damit lautere Modelle ausrangiert wurden. Zudem starten und landen Flugzeuge hauptsächlich gegen den Wind – und damit zumeist über Lohhausen oder über Tiefenbroich. Das vergangene Jahr habe aufgrund ungünstiger Windströme eine Ausnahme gebildet, so der Flughafen – zu 34 % habe man Ostwindlagen gehabt und daher mehr Starts in die entgegengesetzte Richtung verzeichnen müssen.

Von den Weststarts streiften rund 27 % auch Gellep-Stratum; maximal zwei Prozent erfassten auch den Stadtbezirk Fischeln. Nun mag das die Perspektive der reinen Fakten sein. Die Aufgabe der Politik ist jedoch noch eine andere: Sie muss auch den subjektiven Wahrnehmungen der Menschen Rechnung tragen. Zum Vergleich zwei Beispiele aus der Kommunalpolitik: Laut Polizei ist der Krefelder Theaterplatz „kein Kriminalitäts-schwerpunkt“. Unsere Bürger sehen das anders: Sie beobachten offenen Drogenhandel und verlangen zu Recht ein aktiveres Vorgehen.
Oder nehmen wir das Thema Wohnungseinbrüche: Sie sind in unserer Stadt zuletzt deutlich zurückgegangen, die Aufklärungsquote hat sich verdreifacht. Doch die Leute sind besorgt – das kann die Politik nicht ignorieren. Und so ist es auch mit der subjektiv wahrgenommenen Lärmbelastung durch den Düsseldorfer Flughafen: Die Menschen in Fischeln können keinen Rückgang erkennen, im Gegenteil.

Nicht wenige klagen mir, dass sie morgens durch Fluglärm aus dem Bett geworfen werden und spät abends aus denselben Gründen nicht einschlafen können. Doch jenseits des „Subjektiven“ gibt es nun Anzeichen dafür, dass der Flughafen auch objektiv zu einem neuen Start ansetzt – mit der geplanten Kapazitätserweiterung auf bis zu sechzig Flugbewegungen pro Stunde. Deren Zahl ist bislang auf fünfundvierzig begrenzt. Dieses Begehren entspricht den Vorhaben der „Kommission für ein nationales Luftverkehrskonzept“, die selbst in einer Überschrift des wirtschaftsfreundlichen „Handelsblattes“ als „gut getarnter Lobbybeitrag“ skizziert werden. Kein Wunder, dass sich da die „Lufthansa“-Aktien gut entwickeln. Doch die Anwohner starren ins Luftloch. Denn auch das bisherige Nachtflugverbot in Düsseldorf soll aufgeweicht werden.

Dabei kommt selbst der Flughafen Frankfurt mit einer entsprechenden Regelung bestens zurecht. Doch in Düsseldorf sollen nun mehr Starts und Landungen am frühen Morgen
und am späten Abend her – und genau das ist es, was die Anwohner jetzt schon beklagen. Die Unterstützung des nordrhein-westfälischen Verkehrsministers hat die Betreibergesellschaft bereits. Nun hat sich der Chef des Düsseldorfer Flughafens, Thomas Schnalke, in Krefeld einer Diskussion mit Bürgern gestellt. Dafür verdient er Anerkennung und Respekt. Ich habe dabei die Gelegenheit genutzt, ihm noch einmal die Sorgen der Fischelner vorzutragen. Insbesondere habe ich auch die Aufstellung zusätzlicher Messgeräte verlangt. Ich bin gespannt, ob die Betreiber diesem Ansinnen entsprechen werden. Denn möglicherweise werden solche Anlagen Erkenntnisse zu Tage fördern, die bislang noch keine Berücksichtigung gefunden haben.
In jedem Fall wird die Kommunalpolitik am Thema dranbleiben. In der jüngsten Ratssitzung haben wir eine Resolution gegen mehr Lärmbelastung verabschiedet. Nur wenn wir entschlossen für unsere Interessen einstehen, haben wir auch die Chance, Gehör zu finden.
FiWo 22.02.2014