Konverterstandort

Bürger machen mobil gegen riesigen Stromkonverter

Im Streit um den Standort Meerbusch hat der Stromnetz-Konzern Amprion alternative Standorte vorgeschlagen. Sie liegen aber allesamt im Rhein-Kreis Neuss. Die Betroffenen wollen dagegen mobil machen. Von Martin Röse und Christian Schwerdtfeger.
Der umstrittene Stromkonverter wird möglicherweise doch nicht in Meerbusch-Osterath gebaut. Stattdessen nannte der Stromnetzbetreiber Amprion am Dienstag erstmals 18 Alternativ-Standorte, die jedoch allesamt im Rhein-Kreis Neuss liegen.

Umspannwerk

FOTO: Boris Schmidt

In der engeren Auswahl sind neben Meerbusch Flächen in Dormagen, Grevenbroich, Kaarst, Neuss und Rommerskirchen. "Osterath ist nicht mehr unser Favorit", sagte Amprion-Projektleiter Thorsten Mikschaitis. Eine Entscheidung über den Standort soll Ende des Jahres fallen. Frühester Baubeginn wäre Anfang 2016. "Wir haben die betroffenen Städte und Kommunen informiert und sind mit ihnen in der Diskussion", sagte Mikschaitis. Entschieden sei noch nichts, betonte er.

Treffen der "Initiative gegen den Doppelkonverter

FOTO: Ulli Dackweiler

Nach den Sommerferien soll es öffentliche Informationsveranstaltungen geben. Denn das Unternehmen befürchtet wie in Osterath massive Proteste der Anwohner gegen das Vorhaben. "Uns ist klar, dass derjenige, der am Konverter wohnen wird, davon nicht begeistert sein wird", sagte Amprion-Manager Andreas Preuß. "Aber alle kann man nie zufrieden stellen." Dennoch wolle man alle Einwände mit offenen Ohren entgegennehmen.

In Rommerskirchen stößt der neue Plan bereits auf politischen Widerstand. Der designierte Bürgermeister Martin Mertens (SPD) spricht sich gegen den Konverter aus. Er soll nicht auf Rommerskirchener Gebiet entstehen, betonte Mertens. Das Verfahren erscheine ihm "nicht ausgereift". "Außerdem ist der aktuelle Regionalplan nicht berücksichtigt, auch keine Natur- und Bodendenkmäler, da müssen wir dringend mit Amprion weitere Gespräche führen", sagte Mertens. In einigen betroffenen Kommunen kündigten Bürgern schon an, gegen den Konverter auf die Straße zu gehen. In Grevenbroich-Hoisten, einem der möglichen Standorte, gibt es bereits eine Bürgerinitiative. Die Anwohner kämpfen dort gegen zwei Windkrafträder, die die Stadtwerke errichten wollen. Es wird damit gerechnet, dass diese Initiative ihre Protestaktion auf den Konverter ausweiten wird.

Menschenkette gegen den Konverter in Osterath

FOTO: Ulli Dackweiler

In Meerbusch wehrt sich seit zwei Jahren erfolgreich eine Bürgerinitiative mit Demonstrationen, Menschenketten und Mahnwachen gegen den Bau des Konverters. Sie kritisieren, dass er zu nah an einem Wohngebiet stehen würde. Die Sprecherin der Bürgerinitiative ist nun erleichtert, dass es ein offenes Verfahren gibt. "Die Freude ist natürlich riesengroß, aber noch ist nichts entschieden", sagte Norma Köser-Voitz. Auch die angehende Meerbuscher Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) äußerte sich erleichtert. Sie sei nun "vorsichtig optimistisch", dass der Konverter woanders gebaut werde.

Der Konverter ist Bestandteil der von der Bundesregierung beschlossenen Energiewende. Nach den geplanten Ausstiegen aus der Kernenergie und der Braunkohle soll der Strom in Deutschland in Zukunft hauptsächlich aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Dafür ist der Bau sogenannter Stromautobahnen nötig. Sie sollen unter anderem den Strom aus den Windkraftparks in Norddeutschland in den Süden des Landes bringen. Eine dieser Trassen führt von Emden in Niedersachsen mitten durchs Rheinland über Wesel, Krefeld und den Rhein-Kreis-Neuss bis nach Philippsburg in Baden-Württemberg.

Der Konverter soll zunächst noch konventionell erzeugten Strom auf die Stromautobahn bringen, damit nach dem Abschalten des Atomkraftwerks Philippsburg das Bundesland Baden-Württemberg kein Energieproblem bekommt. Später soll der Konverter auch die Industrie im Ruhrgebiet mit ökologisch erzeugtem Windstrom versorgen. Amprion hatte Osterath anfangs als einzigen Standort für den Konverter ausgewählt, weil dort das Umspannwerk steht, an das der Konverter auf jeden Fall angebunden werden wird - unabhängig davon ob er nun in Meerbusch oder einer anderen Stadt errichtet wird. Das ist gesetzlich festgelegt.

Die Konverteranlage soll auf einer Grundfläche von 100.000 Quadratmetern und mindestens 200 Meter von einem Wohnhaus entfernt errichtet werden. Ausschlusskriterien bei der Standortsuche sind auch Naturschutz- und Wasserschutzgebiete. "Wir wollen keine Schneise in die Landschaft ziehen", sagte Preuß. Sollten sich die Verantwortlichen bis Jahresende nicht auf einen Standort verständigt haben, wird die Suche auf angrenzende Städte und Kreise ausgedehnt.
Quelle: RP 18.06.2014

Stellungnahme des Vorstands des Bürgerverein Krefeld-Fischeln e.V. zur Meldung: Amprion sucht Konverterstandort nördlich der A 44 in Krefeld
Der Krefelder Lokalpresse war am 10. Juli 2013 zu entnehmen, dass der Netzbetreiber Amprion jetzt auch in Krefeld nördlich der BAB A 44 ein zehn Hektar großes Areal als Alternative zur Realisierung des Doppelkonverters sucht. Dieser Doppelkonverter wird als Knotenpunkt für die Hochspannungsgleichstrom-übertragung (HGÜ) von Emden nach Philippsburg benötigt.
Nachdem der Doppelkonverter auch in der Bezirksvertretung Fischeln am 09.07.2013 in der Diskussion zum Vortrag des Leiters der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Herrn Eckhart Preen, zum Thema „Entwicklung der Gewerbegebiete im Stadtbezirk Fischeln“ angesprochen wurde, hat sich der Vorstand des Bürgerverein Fischeln e.V. noch am gleichen Abend mit diesem Thema beschäftigt.

Der Vorstand des Bürgerverein Krefeld-Fischeln e.V. lehnt eine Realisierung des Doppelkonverters nördlich der A 44 im Bereich des im Flächennutzungsplanentwurf geplanten Gewerbegebiets grundsätzlich ab.
Hinzu kommt, dass ein derartiger Doppelkonverter im Flächennutzungsplan planrechtlich auch nicht als Gewerbegebiet sondern als Fläche für die Ver- und Entsorgung auszuweisen wäre.
Es muss davon ausgegangen werden, das dieser Doppelkonverter aufgrund seiner Ausmaße, benötigt wird eine Fläche von 100.000 Quadratmeter (qm), dann nur noch höchstens 500 m von der bestehenden Bebauung im Fischelner Süden entfernt wäre. Für die Bürger wäre das zusätzlich zur BAB A 44, deren sechsstreifiger Ausbau im Bundesverkehrswegeplan 2015 nicht auszuschließen ist, eine weitere Lärmquelle. Hinzu kommt, dass nördlich der A 44 und der schon heute parallel verlaufenden Hochspannungsfreileitung nach dem von der Stadt Krefeld in Auftrag gegebenen Masterplan Schiene eine Trasse zur Führung der Eisenbahn-Güterverkehrslinie „Eiserner Rhein empfohlen wird.

Der Vorstand des Bürgerverein Krefeld-Fischeln e.V. fordert daher alle im Rat der Stadt Krefeld vertretenen Parteien und die Verwaltung der Stadt Krefeld auf, sich gegen einen geplanten Doppelkonverterstandort nördlich der A 44 auf Krefelder Gebiet auszusprechen.
Wir erwarten, dass die Verwaltung hierzu keine im Besitz der Stadt Krefeld und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft befindlichen Grundstücke an den Netzbetreiber Amprion veräußert. Der Vorstand empfiehlt den städtischen Vertretern darüber hinaus mit der Stadt Meerbusch Kontakt aufzunehmen, da die Stadt Meerbusch bezgl. des Konverterstandorts offensichtlich beabsichtigt, eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht wegen Eingriffs in die kommunale Planungshoheit einzulegen (http://www.meerbusch.de/C12573AD002EF008/0/CD651E70DEA3DC7CC1257B59003602FF).

Der Vorstand des Bürgerverein Krefeld-Fischeln e.V. sieht Alternativen eher in unmittelbarer Nähe des 2012 neu errichteten und in Betrieb genommenen Braunkohlekraftwerks Neurath. Alle dortigen Kraftwerksblöcke speisen in das Übertragungsnetz des Netzbetreibers Amprion ein: Der Block A ist über die Umspannanlage Osterath auf der 220-kV-Ebene, die Blöcke B bis D über die Schaltanlage Opladen auf der 380-kV-Ebene und der Block E über die Schaltanlage Rommerskirchen, ebenfalls auf der 380-kV-Ebene, an das Höchstspannungsnetz angeschlossen. Eine weitere verträgliche Alternative wäre, die Flächen der vom Netz genommenen sechs von zwölf alten 150-MW-Blöcken im Kraftwerk Frimmersdorf zu nutzen.

Einige Informationen zum Konverter
Im Zuge der Energiewende sollen drei Stromautobahnen Windkraft aus dem Norden in den Süden Deutschlands und Sonnenenergie in umgekehrte Richtung transportieren. In Zeiten geringer Erzeugung aus erneuerbaren Energien kann Leistung aus z.B. konventionellen Braunkohlekraftwerken ins Netz gespeist werden. Um den Strom auch in NRW verfügbar zu machen, soll auf einer Grundfläche von 100.000 qm eine Konverteranlage errichtet werden.
Amprion-Firmensprecher Marian Rappl soll Anfang Juli in Osterath geäußert haben, dass der Netzbetreiber Amprion in einem Gebiet zwischen Moers im Norden und dem Braunkohletagebau Grevenbroich im Süden sowie Viersen im Westen und Erkrath im Osten einen Konverter-Standort sucht.
Nach dem am 25. April 2013 beschlossenen Gesetz zur Beschleunigung des Ausbaus der deutschen Elektrizitätsnetze muss die Konverteranlage an das Umspannwerk Osterath angebunden werden. In der Gesetzesbegründung ist festgehalten, dass der Konverter auch per Stichleitung ans Umspannwerk angebunden werden kann; zu suchen sei in einem Radius von zehn Kilometern oder auch darüber hinaus.
In einem Konverter wird Wechselspannung in Gleichspannung umgewandelt. Damit lässt sich der Strom aus den Kraftwerken verlustärmer über lange Strecken transportieren. Für die Umwandlung werden neben dem Konverter weitere Bauelemente benötigt, z.B. Transformatoren, Glättungsdrosseln, Oberschwingungsfilter und Wärmetauscher. Das Konvertergebäude ist wegen der elektromagnetischen Felder in der Regel komplett metallisch vom Außenbereich geschirmt. Ein Problem ist allerdings die Lautstärke. Bei der Umwandlung des Stroms entsteht ein Lärm von bis zu 95 Dezibel (Lautstärke eines Presslufthammers). Deshalb werden Konverterstationen immer in riesigen Industriehallen untergebracht, um den Schall weitgehend zu isolieren.
Von den 100.000 qm der gesamten Konverteranlage werden rund 20.000 qm allein für diese Hallen und weitere Gebäude benötigt. Die Höhe der Konverterhalle soll 20 m nicht überschreiten.