Umgehungsstraße
„Westumgehung II" stieß bei Bürgern auf herbe Ablehnung
Ob weiter über Mühlenfeld oder durch den Park noch offen
Gibt es in Fischeln keine Befürworter für ein zweites Teilstück der seit schon dreißig Jahren geplanten „Westumgehung"? Bei der Planvorstellung des zweiten Abschnittes am 22. August im Maria-Sybilla-Merian-Gymnasium („Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung" für die 263. Änderung des Flächennutzungsplanes 669) fand sich jedenfalls unter den über neunzig Bürgern kaum einer, der sich für diese Straßenführung aussprach. Im Gegenteil. Von „hirnrissiger Idee" bis zur Androhung eines Rechtsverfahrens reichten die Beiträge bei der zu Gunsten einer Westumgehung um Fischeln durchgeführten Bürgerbeteiligung. Sie galt dem zweiten Teilstück, war nötig, da bislang nur der Abschnitt l (Kölner bis Anrather Straße) geplant, vorgelegt und genehmigt ist. Nun geht es - wie jüngst im Verfahren „Umwelt-Verträglichkeitsstudie" berichtet - um die Weiterführung vom künftigen Verkehrskreisel Anrather Straße zum Mühlenfeld. Nach bisheriger Planung würde sie ein Stück über die Kimplerstraße verlaufen, um dann nach Süden in die Erkelenzer Straße, nach Norden im Bogen um das Baggerloch in das Mühlenfeld zu münden. Für den offiziell noch nicht geplanten Anschluss an die Kölner Straße nannte Martin Harter (Stadtplanung) drei Wege: auf dem Mühlenfeld weiter zur Gath, quer durch den Stadtpark oder nördlich davon.
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Verlauf noch fraglich
Der Planer stellte die geplante Straße als Allee mit sieben Meter breiter Fahrbahn, kombiniertem Rad- und Fußweg, Banketten und einem siebzehn Meter betragen. Biotop und Tennisplätze blieben unberührt. Wo nötig, sei Lärmschutz vorgesehen. Dafür fehlt allerdings, was in der Anhörung erhebliche Kritik hervorrief, ein Lärmgutachten. Bürgermeister Bernd Scheelen MdB leitete die folgende Missmuts-Diskussion ein mit Zweifeln an der Notwendigkeit dieser Umgehung, die vermutlich in der Endkonsequenz den jungen, von den Bürgern sehr gut angenommenen, Stadtpark zerschneidet oder auf der sowieso überlasteten Gath endet. Der Sinn dieser Umgehung wurde immer wieder von der Versammlung in Frage gestellt; von Ex-Ratsherr Oskar Schütze mit Zahlen belegt. 86 Prozent der Fahrzeuge auf der Kölner Straße seien Quell- und Zielverkehr. Die Umgehung sei nur für 14 Prozent, die sie auch nicht alle nützen würden. Außerdem fehle ein für die gesamte Umgehung geschlossenes Linienkonzept, was gesetzlich vorgeschrieben sei, statt einer Planung „Stück für Stück".
Kontra aus Königshof
Befürchtet wurde, dass im Gegenteil diese Umgehung zusätzlichen (Lkw-)Verkehr aus dem Gewerbegebiet auf sich ziehen würde. Erich Pino von Friedentahl als Sprecher für das Wohngebiet Anrather, Erkelenzer und Grevenbroicher Straße verwies auf die Feinstaub-Zunahme im ohnedies übermäßig belasteten Gebiet, fürchtete die Zerstörung des Stadtparks und bat zu „überlegen, ob man dafür weiter Steuergelder bereits über einen erheblichen Fonds, um eventuell juristisch gegen die Planung vorzugehen.
Vor der weiteren Belastung des Mühlenfeldes zwischen Vulkanstraße und Gath warnte ein Sprecher von „Klein-Österreich". Schon jetzt sei die Zufahrt aus der Siedlung sehr schwer. Auf gleiche Schwierigkeiten wies eine Anwohnerin von der anderen Seite des Mühlenfeld hin. Sorge wurde auch laut, welche Gefahren im Sommer lauerten, wo jetzt schon bei Badesaison vor „Neptun" Chaos auf der Straße herrscht. Für den Bürgerverein Königshof lehnte dessen Vorsitzender Ulli Reinecke die Planung strikt ab nicht zuletzt, weil dann die Weiterführung über die Johannes-Blum-Straße nach Osten nur eine Frage der Zeit sei. Auf die Umgehung zu verzichten, dafür die Kölner Straße durch mit der Straßenbahn besser abgestimmte Ampeltakte und Ableitung des Lkw-Verkehrs zu entlasten, schlug Jürgen Oppers vor.
Plan wird ausgelegt
Tenor fast aller Bürger-Einwände: Führt die Umgehung doch zur Oberschlesienstraße, wo sie über die Gladbacher Straße guten Anschluss an den Ring hat! Unbeantwortet seitens der Verwaltung blieb der Vorwurf, hier solle keine Umgehung für die Kölner Straße geschaffen werden, sondern neues Wohnbaugebiet (Hanninxweg bis Kütterweg westlich Willicher Straße) erschlossen werden. Die Argumente gehen dem Stadtrat vor der Entscheidung über den Planentwurf zu. Danach folgt vor einer Ratsentscheidung noch eine öffentliche Planauslegung, die - wie der „Fischelner Woche" versichert wurde - auch im Fischelner Rathaus stattfinden wird. Man schätzt, dass dies Ende des Jahres sein wird.
Von Egon W. Fleischmann
* FiWo vom 09.09.2006