Tag der offenen Tür
OB Kathstede beim Tag der offenen Tür im Heimat-Archiv
Der erste Neugierige kam am Sonntag schon um 10.15 Uhr in den Rathauskeller. Dabei wollten die fleißigen „Sieben" vom Arbeitskreis Heimat im Bürgerverein Fischeln erst ab 11.00 Uhr den Tag der offenen Tür in seinem Archiv beginnen. Doch um die Zeit herrschte schon Hochbetrieb in Vorraum, Flur und eigentlichem Archivraum. Und dem Besucher wurde viel geboten an Zeugnissen von der Entwicklung, von dem Brauchtum du Leben in Fischeln im Laufe der Jahrhunderte. Liebevoll waren sie von den sieben Mitgliedern des Arbeitskreises aus den mittlerweile fast schon überquellenden Schränken, Regalen und Vitrinen besucherfreundlich angeordnet und ausgestellt. Von magnetischer Anziehungskraft im Vorraum des Archivs: Der Tisch mit den 21 Gläsern voller heimischer Feld-, Strauch- und Baumfrüchte, die es zu erkennen galt. Da herrschte durchgehend Hochbetrieb. Und bei Raps, Dinkel, Roggen und Gerste gab es schon echt Probleme!
Nicht minder lebhaft ging es am Tisch im Archivraum zu. Da luden geschichtsträchtige Akten-, Schriften- und Bildersammlungen zum Blättern ein. Notwendige Erklärungen dazu gaben die sieben Archivare gerne. Förmlich zum Nachdenken über Leistungen früher und heute forderte eine Vitrine mit einer Bildersammlung auf, wie in der Amtszeit von Bürgermeister Wilhelm Stefen das damalige Dorf an der seiner Zeit Düsseldorfer Straße schon vor der Eingliederung nach Krefeld (1929) dank ihrer Industrie fast zu einer kleinen aber reichen „Stadt" entwickelt worden war. Was selbst Kommunalpolitiker staunen ließ: ein Ortsentwicklungsplan von 1903, auch im Archiv ausgestellt, enthielt schon einen Verkehrskreisel. Urkunden zur Eingemeindung nach Krefeld (1929). Belege für 91 Vereine um Laientheater, Kochrezepte aus der Kriegszeit 1914/18 und Lebensmittelkarten aus dem 2. Weltkrieg, auch Fischelner Notgeld und viele Bilder von früheren Zeiten sah man in Vitrinen und an Wänden; auch alte Arbeitsbücher, Heirats- und Verträge über Grundstücksverkäufe.
Ganz besonderes Interesse fand die fast lückenlose Sammlung des „Fischelner Sonntagsblattes" seit 1898, die dem Archiv von der früheren Verlegerfamilie Gatzen-Wilberth vermacht, in Eigenarbeit im Archivkeller wieder mühsam restauriert und dank Spenden Privater, Vereine und Gesellschaften gebunden sind, sowie die ebenfalls bereits archivierten Jahrgänge der "Fischelner Woche". Man durfte darin sogar blättern und vor allem über Inserate aus längst vergangenen Zeiten schmunzeln wie das vor rund 125 Jahren angepriesene Mittel eines königl. Preuss. Oberarztes „Trunksucht sofort heilbar". Bei einer solchen Fülle heimatgeschichtlicher Erinnerungs- und Erklärungsstücke, die sich dank der Gebefreudigkeit (Nachlässe, alte Urkunden, Bilder und Orden etc.) vieler Fischelner ständig erweitert. Die Fülle und Interpretation der vielgestaltigen Archivalien und geschichtsträchtigen Schaustücke beeindruckten offensichtlich auch Oberbürgermeister Gregor Kathstede, der sich gegen Mittag unter die Besucher mischte. Dass er dabei - gleich allen anderen Besuchern - nur durch die Hintertür vom Rathausgarten her zu den heimatgeschichtlichen Zeugen gelangen konnte, störte niemanden, noch dazu der Weg dahin gut ausgeschildert war. Jedenfalls sagte er dem Arbeitskreis Heimat seine Unterstützung zu. Um die wiederum bittet aber der Arbeitskreis auch alle Fischelner. Falls jemand noch Zeugnisse der Vergangenheit zu Hause hat, sind sie im Archiv gut aufgehoben.
FiWo vom 11.11.2006