Interview mit Reiner Schütt
Rheinische Post: Interview mit Reiner Schütt
„Mehr Häuser würden Fischeln guttun“
Der Vorsitzende des Bürgervereins Fischeln plädiert dafür, die neuen Baugebiete besser an den Ortskern anzubinden.
Herr Schütt, der Entwurf des Flächennutzungsplans sieht für Fischeln Neubaugebiete für rund 2000 neue Einwohner vor. Soll Fischeln weiter wachsen?
Schütt Ein paar Häuser mehr würden Fischeln gut tun, genauso wie Krefeld insgesamt, denn jeder Bürger der nach Fischeln zieht, bringt auch der Stadt Krefeld Geld, das ist nun mal so. Aber wenn Fischeln, zum Beispiel durch das Ausweisen neuer Baugebiete, weiter wachsen soll, so sollten zuerst die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden.
Zum Beispiel?
Schütt Die Frage ist immer: Wie kommen die Leute ins Dorf? Die Neubaugebiete sind mittlerweile doch schon recht weit vom Fischelner Ortskern entfernt, die meisten Anwohner benutzen nicht das Rad, sondern das Auto, um nach Fischeln zu fahren. Und das ist genau das Problem: Verkehrschaos und zu wenig Parkplätze.
Glauben Sie, dass das Stadtteilkonzept, das mal entwickelt wurde, eine Chance hat?
Schütt Nein, das ist wohl mehr eine Vision. Man hatte z.B. die Idee, dass in nicht genutzten Hinterhöfen Parkplätze entstehen könnten, aber diese Ideen wurden nie weiter verfolgt.
Rechnen Sie mit einer Verkehrsberuhigung der Kölner Straße?
Schütt So lange die Kölner Straße B9 bleibt und nicht umgewidmet ist, gibt es wenige Möglichkeiten für Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Was kommt, sind ja die Flüsterschienen für die Straßenbahn, die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen. Und dann kommen auch endlich die kleinen Pflastersteine weg, der Belag soll dann so ähnlich werden, wie auf der Gladbacher Straße. Das wird wenigstens in Sachen Lärm schon mal eine große Verbesserung sein.
Wie sieht es denn mit dem öffentlichen Nahverkehr aus?
Schütt Eine Busanbindung der Neubaugebiete wäre schon wünschenswert, aber die steht im SWK-Plan leider erst mal nicht drin.
Haben Sie Sorge, dass Fischeln zum Nobelvorort von Düsseldorf wird?
Schütt Nein, das glaube ich nicht. Die, die wirklich viel Geld haben, werden wahrscheinlich nicht nach Fischeln ziehen. Was ich mir aber wünsche, ist, dass die Leute, die sich entscheiden in Fischeln zu wohnen, sich auch als Fischelner fühlen. Dass sie hier einkaufen, in Vereine eintreten, ihre Kinder hier zur Schule gehen.
Sind denn viele der Neubürger im Bürgerverein engagiert?
Schütt Nein, leider nicht. Man hört immer dann von ihnen, wenn es um Probleme direkt vor der eigenen Haustür geht: Verkehrsberuhigung, Straßenreinigung, Zustand der Spielplätze. Man kennt uns also schon und weiß, an wen man sich wenden muss. Aber es sind die wenigsten, die dem Bürgerverein beitreten und kaum jemand, der sich dann aktiv einbringt.
Noch ein Wort zu der umstrittenen Grünverbindung zwischen dem Spielplatz An de Welt und der Rosenstraße?
Schütt Ich kann die Argumente der Gegner nicht so ganz nachvollziehen. Es gibt genug positive Beispiele ähnlicher Konstellation Man sollte doch bitte auch bedenken, dass sehr viele andere Anwohner den Weg schön fänden. Auch vor dem Hintergrund der neuzubauenden Kindertagesstätte. Wenn Eltern zu Fuß unterwegs sind, wäre es sicherlich schön, wenn sie nicht über den Vaaßenweg müssten. Aber gleichzeitig auch der Hinweis auf die finanzielle Situation: Wenn die Gelder tatsächlich über sind: Ja, Gerne. Aber wenn sie woanders sinnvoller genutzt werden könnten, dann müsste man die Prioritäten anders setzen.
RP vom 03.08.2013